Die Gotthardkantone thematisieren das Wasser an der Expo 2015 in Mailand

Die Gemeinden, Regionen und Kantone stehen bei den neuen Herausforderungen im Wassermanagement in der Pflicht. Zu diesem Schluss ist am Montag ein von den Gotthardkantonen und dem UNESCO Welterbe Jungfrau-Aletsch an der Expo 2015 in Mailand organisiertes Wasserforum gekommen. Angesichts des Klimawandels und drohenden regionalen Wasserknappheiten nimmt die Bedeutung der Alpen als Wasserschloss Europas zu, machten Wissenschaftler aus Bern und Udine deutlich. Mit regionalen Strategien und einem integrierten Wassermanagement müsse  es den Berggebieten gelingen, für Schutz und Nutzen des Wassers eine Balance zu finden, waren sich auch Politik und Verwaltung einig.

Die Gotthardkantone setzten als Partner des Schweizer Pavillons an der Expo in Mailand gleich zu Beginn mit einem Wasserforum einen wichtigen Akzent. Die Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte zu den Auswirkungen des Klimawandels im Bereich Wasser sind laut Professor Rolf Weingartner und Bruno Schädler (Hydrologie, GIUB, Universität Bern) eindeutig: Auch der Alpenraum und mit ihm die Schweiz werden betroffen sein und die Konflikte ums Wasser werden zunehmen. Professor Weingartner rechnete wegen einer künftig häufiger auftretenden regionalen Wasserknappheit mit einer zunehmen Bedeutung der Alpen als Wasserschloss. Dieser Einschätzung schloss sich auch der italienische Prof. Antonio Massarutto (Universität Udine) an, der die Auswirkungen des Klimawandels anhand von konkreten Beispielen in südlichen Nachbarland untersucht.

Die vorliegenden Resultate des nationalen Forschungsprogramms NFP 61 zeigen aber laut Bruno Schädler auch, dass die Probleme zu bewältigen sind, wenn es gelingt, das Wassermanagement den veränderten Bedingungen anzupassen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind gefordert, nachhaltige regionale Strukturen zu schaffen, um zielgerichtet und effizient ein integriertes Wassermanagement zu erreichen. Konkrete Massnahmen sah er dabei in der Landwirtschaftspolitik, der Energiepolitik, der Raumordnungspolitik, der Tourismuspolitik und vor allem in der Einbindung aller Akteure rund ums Wasser.

Kein Bundesgesetz

Dr. Franziska Schwarz, Vizedirektorin BAFU, war sich mit den Wissenschaftlern einig, dass die künftige Verfügbarkeit des Wassers komplexer wird. Sie machte aber auch deutlich, dass im Sinne der Schweizer Wasserpolitik die Kantone und damit die Gemeinden regionale Lösungen finden müssten. Das Wasser gehöre den Kantonen und sie stünden auch in der Verantwortung. Es sei kein Bundesgesetz zum Wassermanagement geplant. Mit diesen Einschätzungen war auch der politische Vertreter der Berggebiete, der Bünder Ständerat Stefan Engler, zufrieden und er zeigte sich optimistisch, dass gute regionale Lösungen gefunden werden, um für den Schutz und Nutzen des Wassers eine Balance zu finden. Engler rechnete vor allem mit stärkerem politischen Druck aus den EU-Regionen, die künftig von Wasserknappheiten betroffen sein werden. Er bestand aber darauf, die Hoheit über das Wasser dort zu lassen wo sie jetzt ist, nämlich bei den Kantonen.

Die Erkenntnisse aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung wurden dann auch noch an einer anschliessenden Podiumsdiskussion unter der Leitung des Journalisten Luzius Theler verdeutlicht. Zusätzlich zu den Referenten konnten dabei auch die Tourismusspezialistin Dr. Therese Lehmann, der Abteilungsleiter Verkehr und Infrastruktur (vif) des Kantons Luzern Dr. Albin Schmidhauser und der Chef des kantonalen Führungsstabs Uri, Ignaz Zopp, ihre Positionen zum Schutz vor Naturgefahren und zur touristischen Nutzung des Wassers einbringen.

Das Wasserforum im Schweizer Pavillon an der Expo 2015 in Mailand wurde im Auftrag der Gotthardkantone vom UNESCO Welterbe Jungfrau-Aletsch unter der Leitung von Beat Ruppen organisiert. Die vier Kantone Graubünden, Uri, Tessin und Wallis präsentieren sich mit  der Ausstellung „AcquaViva San Gottardo – Von Wasser und Bergen“ im Schweizer Pavillon. Sie nutzen die Weltausstellung mit dem Thema „Nutrire il pianeta, energia per vita“  (Den Planeten ernähren, Energie für das Leben) um sich als Wasserschloss Europas zu präsentieren. An der Expo in Mailand werden vom 1. Mai bis Ende Oktober Millionen Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt erwartet.


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